Laienspielgruppe Essen-Altendorf

Verschiedenes

10 Jahre LSG oder es ist nicht einfach, ernst zu bleiben

Dieses leicht abgewandelte Motto unseres ersten Stückes "Bunbury", das wir im Winter 1990 einzustudieren begannen, gibt wohl sehr gut die Stimmungslage in unserer Gruppe wieder. Sich nicht zu ernst zu nehmen, den Spaß nicht zu verlieren - Dinge, die wir uns oft und auch heute immer wieder aufs Neue vornehmen. Seit nunmehr zehn Jahren stehen wir gemeinsam und mit Freude hinter und auf der Bühne, und jedes Stück ist für uns zugleich auch eine persönliche Herausforderung. Natürlich gab und gibt es noch immer Situationen, in denen der eine oder andere eine Pause einlegen wollte - sei es, weil für keinen von uns das Theaterspielen der Hauptberuf (wohl aber eine Berufung) ist und so die eigentliche Tätigkeit immer noch hinzu kam, sei es, weil man sich bei der Rollenvergabe übergangen fühlte, sei es, weil man einfach einmal Abstand haben wollte. Letztendlich aber haben wir uns immer bemüht, das Beste aus den Stücken zu machen. Doch der Reihe nach: "Bunbury", mehr oder weniger zufällig von einer Lehrerin vorgeschlagen, stellte für uns die erste Gelegenheit dar, ein Stück selber zu inszenieren. Sicherlich - die Bühnengestaltung war vielleicht noch etwas dürftig, mancher wird sich vielleicht an den auf eine Tapete gemalten Vorhang, an die in den Bühnenaufbau integrierten Kleiderständer oder an die Schreibtischlampen, die als Scheinwerfer herhalten mussten, erinnern. Doch blieb "Bunbury" von Oscar Wilde mit vielen Zitaten und Anekdoten für uns bis heute prägend - unvergessen das langgedehnte "Merryman", mit dem wir einst einen Mitspieler (den Butler) an seinen stets vergessenen Auftritt erinnern mussten und das auch heute noch als Aufschrei durch den Saal hallt, wenn jemand zu spät auf der Bühne erscheint.

In der nächsten Saison schnappte dann die "Mausefalle" von Agatha Christie zu, worauf die Presse mit der reißerischen Schlagzeile "Mord im Pfarrheim" aufmerksam machte. Hier bereits war die Kulisse wesentlich aufwendiger gestaltet; auch Technik und Beleuchtung setzten weitere Maßstäbe. Doch blieb bei allem Fortschritt das Problem ungelöst, wie man ein Telefonkabel, das im Stück gut sichtbar sein musste, an der Wand befestigt; im entscheidenden Moment nämlich war es immer bereits zu Boden gefallen. In einer der fünf Aufführungen ließen wir dafür dann aber gleich unbeabsichtigt die Schlüsselszene weg und mussten zu Beginn des zweiten Aktes improvisieren, um das Verpasste nachzuholen. Von der Winterkälte, in der die "Mausefalle" spielte, angeschlagen, litten wir im nächsten Jahr unter "Heufieber", wählten jedoch den alternativen Titel "Weekend" für dieses Stück von Noel Coward. "Wo nur Papa bleibt" - in diesem Satz lag die ganze Panik der auf der Bühne Anwesenden, als einer der Mitspieler einfach nicht auf die Bühne kommen wollte. Auch die "Blinddarmentzündung", vorgeschlagen als Adverb für ein Spiel im Stück, wurde zum geflügelten Wort. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben - getreu diesem Motto vertagten wir 1994 die Nacht, so der Titel unseres nächsten Stückes. Auf die Frage, wann der frisch angetraute Ehemann denn seine Gattin betrogen habe, antwortete diese unter Tränen, es sei in der Hochzeitsnacht geschehen, woraufhin Vater Dobermann lediglich trocken bemerkte "na, das ist aber ein bisschen zeitig". Zum ersten Mal ging es auch erotisch auf der Bühne zu, jedenfalls, wenn man den diesbezüglichen Presseberichten Glauben schenken durfte - und tatsächlich verlor jemand auf der Bühne die Hose, was jedoch nur zur Rettung einer jungen Ehe dienen sollte.

"Immer Ärger mit den Alten" hatten wir dann im darauf folgenden Jahr - und unsere Maske wurde gefordert wie nie zuvor, galt es doch, ein Ehepaar auf mindestens 100 Jahre zu schminken. Erstmals gab es auch Probleme mit der Rollenbesetzung; auf Grund einer kurzfristigen Absage konnte der neue "Hotelbesitzer" erst vier Wochen vor der Premiere von seiner Schauspielkunst überzeugt werden. Vor Herausforderungen anderer Art stellten uns dann die "14 Nothelfer" 1996. Das offizielle Ende des Stückes, das keinem so recht gefallen wollte, wurde kurzerhand umgeschrieben. Die Rekordzahl von 15 Mitspielern war an diesem Stück beteiligt, und einen ebensolchen Rekord brach wohl die Anzahl der benötigten Bühnenrequisiten, spielte das Stück doch in einem Antiquitätengeschäft. Gleich zwei Schwangerschaften waren dafür verantwortlich, dass wir den "Gast" von Francis Durbridge erst im Frühjahr 1998 auf die Bühne bringen konnten. Längere Textpassagen, die hier kurzzeitig entfallen waren, wurden durch gekonnte nervenzerreißende Weinkrämpfe bestens überbrückt. Zudem war in diesem Stück - nachdem es ohnehin durch verschiedene Zu- und Absagen Nerven gekostet hatte, die endgültige Besetzung zusammenzubekommen - auch erstmals offiziell eine Doppelrolle eingeplant. Ein Teil der Kulisse musste auf Grund "unglücklicher" Umstände nach dem Transport vom Kirchturm nochmals überarbeitet werden. Unvergessen auch hier die Skateboardfahrt zweier Jägerzäune durch Altendorf (die Erinnerungen an den Couchtransport vor Jahren wachrief, als ein hilfsbereiter Autofahrer das wuchtige Stück kurz entschlossen auf das Dach seines Gefährtes hievte und zum Marienheim fuhr). Lange Vorbereitungszeit ließen wir uns dann für den "keuschen Lebemann", dessen Autoren schon für uns die Nacht vertagt hatten und der erst Ende 1999 aufgeführt wurde, dafür aber einen neuen Besucherrekord aufstellte. Es kamen mehr als 520 Zuschauer zu unseren Aufführungen, eine Zahl, die uns sehr stolz macht und uns zeigt, dass unser Hobby vielen andern Leuten Freude bereitet. Nun sind wir seit zehn Jahren zusammen und haben ein neues Stück für Sie vorbereitet. Für die Zukunft wünschen wir Ihnen und vor allem uns, dass es uns nach wie vor nicht leichtfallen soll, ernst zu bleiben.